František PON.: Kočky mluví ze spaní

FRANTIŠEK PON.

KATZEN SPRECHEN AUS DEM SCHLAF

(Ausschnitt aus dem Buch)



Verheimlichter Michelangelo

Aus den Reisen soll man immer etwas mitbringen, mindestens eine Kleinigkeit als Andenken. Wie haben zwei solche Kleinigkeiten mitgebracht. Eine volle Tasche vom Lorbeerblatt, welches wir in einem mit Lorbeer bewachsenen Park gleich hinter dem Hotel gepflückt haben, und eine Katze. Eigentlich ein Kätzchen.

Ich weis nicht, wie sie es schaffen, aber die Katzen erkennen ihre Liebhaber auf den ersten Blick. Wir sind zwischen unendlichen Touristenmassen vor bekannter Statue Michelangelos David in Florentia gestanden. Auf dem Platz war es so voll, dass es unmöglich erschien, dass ein kleines Kätzchen durch das Labyrinth von unachtsamen Beinen ohne Schaden durchgehen könnte. Aber es ist durchgekommen und hielt unfehlbar bei uns an. Es stich an meinem Waden ab und mit unendlich wehmütigem miauen heftete es seine bittenden blauen Augen auf mich. Wir haben es nicht geschafft, es auf der Strasse zu lasen und wegzublicken, und das Kätzchen wüsste es natürlich. In den Augenblick, als sich Jitka zu ihm gebogen hat und in die Armen nahm, begann es zu murren, und hielt nicht mehr an.

Mitgefühl und Liebe zu den Katzen ist eine Sache, die andere ist aber die Frage, was soll man mitten eines fremden Landes mir einer Katze anfangen. Aber wenn sie schon ein offensichtlich verlassenes, murrendes Kätzchen in den Armen haben, bleibt ihnen keine andere Wahl. „Du bleibst für immer dafür verantwortlich, was du zu sich gefesselt hattest“, sagte der Fuchs dem kleinen Prinz im bekannten Buch von Antoin de Saint Exupery. Und bei den Katzen gilt es doppelt. Also ist das Kätzchen mit uns in den PKW eingestiegen und gemeinsam haben wir uns auf den Weg gebracht. Es war ein kleiner Kater mit dichtem Fell, und weil er auf Florentia war, nannten wir ihm Michelangelo.

Es war klar, dass wir nach Prag Michelangelo paschen müssen, weil es nicht in unseren Kräften war, alle nötigen Stempel zu besorgen. Wir haben für ihn sogar ein neues Frauchen mit Luxuswohnung in Winohrady ausgesucht, aber es war nötig ihm dorthin zuerst zu bringen, und wir wüsten nicht wie. Als wir nach Perugie kamen, haben wir zuerst ein Transportkäfig für Katzen gekauft, um ihn unauffällig ins Hotel zu Bringen, und auch das Abendessen – zwei kleine Katzenpasteten, die er beinahe mit der Verpackung gefressen hat. Und danach haben wir nachgedacht, wie dieses Contraband am sichersten und unauffälligsten über die Grenze zu bringen. Und dabei hat es nicht nur um eine gehandelt.

Für solchen Transport war der Transportkäfig am besten geeignet, nur er würde dem Zöllner gleich ins Auge fallen und wir wollten wirklich nicht riskieren, dass Michelangelo in einem Heim an der Grenze bleibt. Schließlich hat uns ein Knusperhäuschen geholfen. Wir haben es in der Spielzeugabteilung des örtlichen Warenhauses Stande entdeckt. Es war so eine Kunststoffmonstrosität für kleine Kinder mit mangelder Fantasie. Das Kind könnte hineinkriechen, ihr Finger durch das Fensterchen oder Türchen durchstrecken und sich als Hänsel, Grätel oder die Knusperhexe fühlen. Sie war bunt bemalt, an dem Dach hatte sie Pfefferkuchen wie aus Pardubice und rote Fenster ergänzten geschmacklose Gardinchen. Im Ganzen ein widerliches Stück, das jeden normalen Menschen erschrecken würde. Hauptsache war es aber, dass es kein Boden hatte, und war gut geeignet als ein unauffällig auffälliger Deckel für den Transportkäfig zu dienen. Es kam uns besser zu riskieren, dass uns die Zöllner für Wahnsinnige halten werden, als den erfolgreichen Transport von Michelangelo zu gefährden.

Der kleine Kater hatte eigentlich Glück. Er hat uns zwei Tage vor der Abfahrt und ein Tag vor den Straßenunfall gefunden. Zwei Nächte hat er in Ruhe hinter dem Zettel „Nicht stören“ das wir von Außen an die Türklinke gehängt haben, überlebt, und später haben sein erfolgreiches Übergang der Grenze das beschädigte PKW und das Knusperhäuschen erfolgreich maskiert.

Aber nicht ist so einfach, wie es man sich vorstellt. Michelangelo musste mehr als zwölf Stunden in dem Käfig verbringen, weil in den häufigen Pausen, in welchen wir das Wasser in den Kühler gossen, wir Angst gehabt haben ihn spazieren zu lasen. Auf dem Wege hatte er aber ein königliches leben. Wir haben ihn ständig gefuttert, nicht um ihm das Gefängnis angenehm zu machen, aber hauptsächlich um ihn sattzufuttern, damit er einschläft. Wir hatten Angst, dass in dem an wenigsten passenden Augenblick, als der Zöllner unsere Reisepässe kontrolliert wird, der Michelangelo miaut. Das geschah zum Glück nicht und durch alle Grenzübergänge haben wir unser Knusperhäuschen in Ordnung transportiert. Doch nicht so ganz.

Der Kater war ein dankbarer Kostgänger, es as alles, was er bekam, und ganz nach unseren Voraussetzungen hat er die meiste Zeit wirklich geschlafen. Aber bevor er uns getroffen hat, hat er sich auf verschiedene Weise ernährt. Sein kleines Körperchen war nicht auf den Luxus der Katzenkonserven nicht angepasst, und danach hat es sich auch benommen. Was hinein ging, musste auch raus, und deswegen war die erste Grenzkontrolle an der italienischen Grenze blitzschnell hinter uns. Es genügte nur das Fenster nach unten zu schieben, der Zöllner hat uns kurz angeschaut, gab uns ein Stempel in den Reisepass, zeigte uns schnell, dass wir weiterfahren sollen, und atmete tief ein.

Nach Prag kamen wir ungefähr nach vierundzwanzig Stunden an, und das schlimmste Erlebnis der Reise war das erste Kaffee an dem Grenzübergang in Österreich. Es war nicht zu trinken und nicht mal das Gefühl, das wir in Österreich eigentlich schon zu Hause sind, hat es geschafft, seinen widersetzlichen Geschmack zu vertreiben. Michelangelo hat seit der Österreich-italienischen Grenze geschlafen und auch trotz der Proteste unserer Katzen hat er bei uns bis zu dem zweiten Tag übernachtet, dann hat ihn sein neues Frauchen abgeholt.



Im Frühling blühen zu erst die weisen Kätzchen.



Ausschnitt aus dem Buch Katzen wissen es besser
Ausschnitt aus dem Buch Katzen mögen Kaviar